„Mehr Flexibilität & Professionalität bitte“

Die NRW International – WTA Tennis an Rhein & Sieg in Troisdorf sind erfolgreich gestartet. Auf der sonnigen Terrasse der charmanten Tennisanlage in der Carl-Diem-Straße nutzten Turnierveranstalter Marc Raffel und der frühere Davis Cup-Spieler und World Team Cup Champion Alexander Waske die Gelegenheit zu einem Gespräch – bei einem Milchkaffee, wie es sich für eine gepflegte Tennisrunde gehört.

M: Alex, spielst Du eigentlich selbst noch aktiv Tennis?

A: Ja klar – ich trete in der Regionalliga Herren 50 in Hessen an. Aktiv Tennis zu spielen macht mir immer noch enorm viel Spaß.

M: Was macht ein so erfolgreicher Tennisprofi wie Du es warst heute beruflich?

A: Ich leite die Tennis University in Offenbach.

M: Welche Schwerpunkte setzt ihr dort?

A: Wir legen großen Wert auf ein gutes Miteinander. Unser Team besteht aus zwölf Tennis-Coaches, drei Fitnesstrainern und drei Mitarbeitenden im Office. Wir betreuen gerne Spitzenspieler wie den ehemaligen Junioren-Weltranglistenersten Jonas Forejtek oder Deutschlands Topspielerin Jule Niemeier.

M: Das deutsche Spitzentennis hat es aktuell schwer, mit der Weltspitze mitzuhalten. Woran liegt das?

A: Finanziell können wir mit den Grand-Slam-Nationen wie Australien, den USA, Frankreich oder Großbritannien nicht mithalten – diese schöpfen aus ganz anderen Ressourcen. Italien etwa profitiert stark vom TV-Sender Super Tennis und vielen privaten wie firmengestützten Förderstrukturen. Der italienische Verband hat ein etwa zehnmal so hohes Budget wie der Deutsche Tennis Bund.

M: Aber liegt es nur am Geld?

A: Nein, auch mehr Flexibilität und Professionalität sind gefragt. Es braucht eine individuellere Betreuung der Athletinnen und Athleten. Die Regeln des internationalen Profitennis müssen den Jahreskalender bestimmen. Nationale Turniere wie die Deutschen Jugend- oder Aktiven-Meisterschaften kollidieren zu oft mit den Terminen der Profitour.

M: Du hast Ende der 90er Jahre in den USA gelebt. Was hast Du dort gemacht?

A: Von 1997 bis 2000 lebte ich in San Diego, Kalifornien und studierte dort International Business mit einem Stipendium. Danach habe ich mit 25 Jahren meine Profikarriere gestartet – mit akademischer Ausbildung im Rücken. Auch das geht.

M: Bis wohin hat Dich Deine Karriere geführt?

A: Im Einzel stand ich auf Rang 89 der ATP-Weltrangliste, im Doppel sogar auf Platz 16. Ich habe fünf Jahre Davis Cup für Deutschland gespielt und 2005 mit dem Team den World Team Cup in Düsseldorf gewonnen – gemeinsam mit Tommy Haas, Nicolas Kiefer und dem heutigen Davis Cup-Teamchef Michael Kohlmann.

M: Alex, vielen Dank für den Austausch und viel Erfolg weiterhin mit der Tennis University!


Steckbrief: Alexander Waske

  • Geboren: 31.03.1975 in Frankfurt am Main

  • Beruf: Geschäftsführer der Tennis University in Offenbach

  • Größte Erfolge:

    • Davis Cup-Spieler

    • World Team Cup-Sieger 2005

    • ATP-Ranking: Einzel Nr. 89 / Doppel Nr. 16

    • Siege über Rafael Nadal, Carlos Moyá, Juan Martin del Potro und Goran Ivanišević

    • Halbfinale Australian Open & French Open (Doppel)

  • Ausrüster: HEAD & Nike

  • Verein: TC Blau-Weiss Bad Ems